Wie der Messingsberg zu seinem Namen kam
In der Nähe der Arensburg bei Steinbergen erhebt sich eine bewaldete
Bergkuppe, die unter dem Namen Messingsberg bekannt ist.
In einer Höhle dieses Berges lebte einst ein alter Mann,
der sich mit allerhand Künsten beschäftigte.
Von ihm ging die Kunde, dass er imstande sei, aus gewöhnlichem
Flusssand Gold zu machen. Tatsächlich sah man diesen seltsamen Mann
oft tagelang an den Ufern der Aue, Weser und Werre im Sand wühlen
und nicht selten schwere Lasten dieses Sandes mit in seine Höhle nehmen.
Den Sand bewahrte er sorgsam auf und verarbeitete ihn gelegentlich.
Ein geheimnisvolles Pochen und Hämmern ertönte zuweilen aus dem
Innern der Höhle, was dem Schaffen der Erdgeister, die dem alten Mann
dienstbar waren, zugeschrieben wurde. Unermessliche Schätze an Gold
waren nach Meinung der Leute in der Höhle aufbewahrt.
Diese wurde aus Furcht vor bösen Geistern jedoch von niemandem betreten.
Als der alte Mann nach längerer Abwesenheit nun wieder einmal in seine
Höhle zurückkehrte, sah er einen von unbekannter Hand angefertigten
goldglänzenden Leuchter auf dem Boden der Höhle liegen. Neugierig hob
er diesen auf und betrachtete ihn von allen Seiten. Es schien ihm, als ob
anderes Gold zur Herstellung dieses Leuchters verwandt worden wäre
als wie das, was er mit vieler Mühe erwerben musste.
Um sich zu überzeugen, brach er den Leuchter in zwei Teile, aber statt des
gelben Metalls blickte ihm nur eine weißliche Masse entgegen.
Bei diesem Anblick tauchte ein furchtbarer Verdacht in ihm auf.
Hastig trat er in die Höhle zurück und suchte nach seinem Gold.
Alle Vorräte waren verschwunden, nur wenig ihm fremdes Metall fand er
noch in einer Ecke liegen. Da wusste er, dass ihm die Erdgeister einen Streich
gespielt hatten, und in wildem Zorn zerstörte der alte Mann die Höhle.
Dann verließ er die Stätte seines geheimnisvollen Wirkens und zog in
eine andere Gegend. Von den verschwundenen Goldvorräten hat man trotz
eifrigen Nachforschens in dem Berg nie wieder etwas gefunden,
und zum Unterschied an seine "goldene" Vergangenheit nannte man diesen
den "Messingsberg".
Aus dem Buch: Franke, 1908
Übrigens,
beim “Messingsberg”, ist das “s” zwischen dem
Messing und dem Berg kein Schreibfehler, sondern eine sehr
alte, überlieferte Schreibweise.
Wer nachgewiesener Weise absichtlich das “s” entfernt kann
mit bis zu 10.000 mal Messingsberg schreiben in Schönschrift
bestraft werden!
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